Kursfahrtbericht
Hallo, ihr Lieben!
Heute melde ich mich mal mit etwas Anderem zurück und zwar mit einem Kursfahrtbericht!
Wie ihr wahrscheinlich wisst, studiere ich Deutsch und Französisch auf Lehramt an der Universität Potsdam. Das pandemiebedingte Online-Semester war alles andere als einfach, aber einen Lichtblick gab es: Ende des Semesters waren wieder Präsenzkurse möglich und sogar die Kursfahrt meines Literaturwissenschaftskurses "Wege auf's Land: Dorf- und Landdarstellungen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" fand statt.
Am 25. Juni ging es für mich und die anderen Kursteilnehmer*innen für drei Tage nach Rothen, eine kleine Stadt auf der mecklenburgischen Seenplatte. Wir fuhren von Berlin aus mit dem Zug. Als Vorbereitung auf die Kursfahrt hatten wir während des Semesters drei Bücher gelesen: "Ein Haus auf dem Land/eine Wohnung in der Stadt" von Jan Brandt, "Unterleuten" von Juli Zeh und "Machandel" von Regina Scheer. Neben der Lektüre arbeiteten wir in Gruppen zu den verschiedenen Büchern, um zwei literarische Disskussionen zu "Unterleuten" und "Machandel" mit einem Lesekreis und ein Autoreniterview mit Jan Brandt in Rothen durchführen zu können. Meine Gruppe war für das Autoreninterview zuständig und hatte sich schon fleißig Fragen ausgedacht.
Sobald wir in Rothen ankamen, umfingen und dorfige Idylle und Klassenfahrt-Feeling. Das Haus, in dem wir untergebracht waren, war ein von Blumen umrankter Traum. Es gab eine Schaukel im Garten und einen See in fußläufiger Nähe, der zum morgendlichen Baden einlud.
Am ersten Tag bekamen wir eine Führung von den Dorfbewohner*innen und Mitglieder*innen des Rothener Hofs.
Schon während dieses Spaziergangs wurde deutlich, dass die Dorfidylle
auch ihre Schattenseiten hat. Es war spannend, all die persönlichen
Geschichten zu erfahren, die mit dem Dorf in Verbindung standen. Abends
gab es unheimlich leckeren Brot- und Nudelsalat im Restaurant "Zur
rothen Kelle", bevor es zurück zur Unterkunft ging. Es war so schön, die
Mitstudent*innen mal live zu erleben und mit ihnen mehr zu teilen, als nur
die neunzig Minuten Kurszeit. Man konnte sich nochmal ganz anders
kennenlernen. Es wurde viel gelacht und bis spät gequatscht.
Der zweite Tag war ganz den Gruppenarbeiten gewidmet. Auf dem Dachboden des Rothener Hofs diskutierten wir zunächst über "Unterleuten" und anschließend über "Machhandel". Die Mitglieder des rothener Lesekreises, hauptsächlich Rentner*innen, waren bei unseren Dikussionen dabei, sodass nochmal ganz andere Perspektiven auf das Gelesene eröffnet wurden. Im Anschluss hielten vier Mitglieder*innen des Lesekreises Impulsreferate zu ländlichen Themen, die sie beschäftigten, was uns dazu einlud, auch nochmal über persönlichere Themen zu sprechen.
Jan Brandt kam schon zum Abendessen vorbei, sodass wir ihn vor dem Interview, das für den Abend geplant war, schon etwas kennenlernen konnten. Er war sehr entspannt und sympathisch. Natürlich waren wir trotzdem etwas nervös, da es sich um eine öffentliche Abendveranstaltung handelte. Aber alles lief gut! :)
Jede von uns stellte Jan Brandt drei Fragen, bevor wir die Diskussion für alle öffneten. Jans Antworten waren mal witzig, mal tiefgründig und mal schlagfertig, was dafür sorgte, dass wir alle wie gebannt zuhörten und die Abendveranstaltung nur so an uns vorbeiflog. Er las nicht nur einen perfekt gewählten Ausschnitt aus "Ein Haus auf dem Land/eine Wohnung in der Stadt", sondern auch etwas aus einem bisher noch unveröffentlichten Projekt, das für viele Lacher sorgte und unbedingt weitergeschrieben werden sollte! Bei dem Interview fanden wir heraus, dass Jan Metal mochte und es ein Kapitel gibt, dass es erst in das Softcover des Buches geschafft hat, was niemandem im Seminar aufgefallen ist, obwohl nicht alle von uns, in Vorbereitung auf die Kursfahrt, dieselbe Ausgabe gelesen hatten. Da ich nicht das Hardcover gelesen hatte, waren mir diese Seiten vollkommen unbekannt. Die Geschichte um das mysteriöse Kapitel faszinierte mich so sehr, dass ich beschloss, meine Hausarbeit darüber zu schreiben, woraufhin mir Jan spontan ein Soft-Cover-Exemplar schenkte und signierte. Ich war unfassbar dankbar für sein Geschenk und seine Bereitschaft, nochmal ein Interview zu dem Kapitel zu führen, und erleichtert darüber, endlich ein Hausarbeitsthema gefunden zu haben. Noch dazu, so ein Spannendes! :D
Am nächsten Morgen gingen wir vor dem Frühstück zusammen im See baden und führten eine Abschlussdiskussion durch, bei der Jan Brandt immer noch anwesend war.
Etwas traurig darüber, dass die Kursfahrt schon vorbei war, aber auch inspiriert, energiegeladen und sehr dankbar ging es dann nachmittags zurück nach Hause.
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