Rezension zu »Wie ein leuchtender Stern«

Wie ich auf das Buch aufmerksam wurde:

Ich bin ein großer Fan der »Shatter Me«-Reihe von Tahereh Mafi, was vor allem an dem großartigen Schreibstil lag. Daher habe ich ohne den Klappentext oder die Leseprobe zu kennen »Wie ein leuchtender Stern« sogleich beim Fischer-Verlag als Rezensionsexemplar angefragt. Ich habe mich sehr gefreut, dass es geklappt hat, vor allem, weil meine Lieblingslesefreundin Lisa von Love and Live es auch genehmigt wurde und wir so einen Buddy-Read starten konnten. 

Handlungsüberblick:

Die Geschichte aus »Wie ein leuchtender Stern« ist von Taherehs eigenen Erfahrungen inspiriert und umfasst mehrere Zeitebenen. Nach und nach entdeckt der Leser Shadis alltägliche Sorgen - rassistische Anfeindungen, weil sie ein Kopftuch trägt, der Unfalltod des geliebten Bruders, der Krankenhausaufenthalt des Vaters, das Zerbrechen einer Freundschaft und die heimliche Liebe zu Ali - während Shadi mit aller Kraft versucht, ihre zerbrechliche Fassade aufrecht zu halten und ihren Alltag zu meistern. 

Mein Bucheindruck:

Ich mag Hardcover mit fragilen Schutzumschlägen persönlich überhaupt nicht, viel zu schnell sehen die Schutzumschläge oder/und die Buchrücken nicht mehr schön aus. Trotzdem gefällt mir die farbliche Gestaltung sehr gut. Türkis ist eine meiner Lieblingsfarben. Auch gefällt mir, dass auf dem Cover ein kopftuchtragendes Mädchen abgebildet ist, das den wichtigsten Aspekt des Buches nach außen kehrt. 

Mein Leseeindruck:

Lisa und ich waren noch nie so schnell bei einem Buddy-Read! Wir konnten beide das Buch kaum aus der Hand legen, weil wir unbedingt wissen wollten, wie es für Shadi weitergeht, und hatten es innerhalb von zwei Tagen gemeinsam ausgelesen. 
Das Buch war dabei durchweg völlig unvorhersehbar. Lisa und ich spekulierten über jede Handlungsalternative gemeinsam, aber dann kam es ganz anders als wir dachten. Oft hatte ich auch das Gefühl, dass es für Shadi gar nicht mehr schlimmer kommen könne und doch geschah im nächsten Moment wieder etwas unvorhergesehen Negatives. 

Auch wenn ich an einer Schule mit einem hohen Migrationsanteil arbeite, ist mir die islamische Kultur relativ fremd. Ich fand es spannend, mehr über sie zu erfahren, trotzdem konnte ich mich bis zum Ende nicht sehr gut in Shadi einfühlen und sah die Geschichte eher aus einer externen Perspektive. Im gesamten Verlauf des Buches hatte ich das Gefühl, dass Shadi komplett alleine für sich kämpft und niemanden an ihrer Seite hat. Mir hat eine Vertrauensperson für sie gefehlt. Ich hatte einerseits Mitleid mit ihr und sah die Schuld dafür in der Gesellschaft, hatte aber auch das Gefühl, dass sie daran vielleicht auch mitschuld sein könnte. Möglicherweise fiel es mir deswegen auch so schwer, mich in sie einzufühlen... Gerade, weil ich nicht genau sagen konnte, woran mein Einfühlen scheiterte, fühlte ich mich durch das Buch zur Reflexion über meine Toleranz und meinen eignen Umgang mit anderen Kulturen eingeladen. Und ich denke, das ist genau das, was Tahereh erreichen wollte.

Auch, wenn ich das Buch spannend fand, konnte mich das Ende leider nicht überzeugen. Zu viele lose Fäden wurden nicht verknüpft, sodass ich mit ebenso vielen offenen Fragen die Lektüre beendete. Ich hätte mir für die vielen Konflikte eindeutige Lösungen gewünscht. So grübelte ich, wie es wohl für die Mutter, den Vater, Shadi selbst, ihre Schwester, ihre ehemals beste Freundin und ihre heimlich Liebe weitergehen würde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass vieles verschleiert blieb, und musste dabei an das Seidenkopftuch von Shadi denken... Für mich war die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt, es hätte noch gut 100 Seiten weitergehen können, in der alle Konflikte beseitigt worden wären. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Tahereh die Leser*innen mit dem offenen Ende zum Nachdenken anregen wollte. Auf jeden Fall ist »Wie ein leuchtender Stern« ein Buch, das noch länger nachhallt. 

Mein Eindruck vom Schreibstil:

Den Schreibstil mochte ich unheimlich gerne. Er las sich flüssig und war an manchen Stellen sehr bildhaft und synästhetisch. Schon die ersten beiden Sätze des Romans hatten mich direkt gecatched: 

"Das Sonnenlicht war heute schwer. Finger aus Hitze bildeten schwitzige Hände, die sich um mein Gesicht legten und mich zusammenzucken ließen."
(»Wie ein leuchtender Stern«, S. 7)

Durchgestrichene Wörter wie in der 
»Shatter Me«-Reihe sucht man hier allerdings vergebens. 

Mein Abschlussfazit:

»Wie ein leuchtender Stern« ließ mich mit vielen offenen Fragen zu Shadis Geschichte zurück, lud mich aber auch zur Reflexion über meinen eignen Umgang mit anderen Kulturen ein.



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