Rezension zu »Wir zwei in diesem Augenblick«

Wie ich auf das Buch aufmerksam wurde:

Ich hatte Isabell May das erste Mal bei der Loveletter Convention 2018 bei einer Lesung und Signierstunde erlebt und fand sie super sympathisch. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch. Hier geht's übrigens zu meinem Bericht der Loveletter Convention.

Handlungsüberblick:

Durch ihre quirlige Mitbewohnerin lernt die BWL-Studentin Anna auf einer Party den Fotografen Max kennen. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein: Anna ist kontrolliert, pünktlich und pflichtbewusst, während Max ein spontaner Genussmensch ist. Die beiden kommen sich näher und scheinen sich gegenseitig zu ergänzen und inspirieren, bis ausgerechnet ein Foto alles zerstört...

Mein Bucheindruck:

Das Cover ist romantisch, kehrt aber die Geschichte meiner Meinung nach leider nur wenig nach außen.
Es könnte auch zu jeder Liebesgeschichte passen. Ich hätte mir zum Beispiel eher ein Cover gewünscht, auf dem die Kameratasche von Max neben der Survival-Handtasche von Anna, aus der ein paar Gegenstände rauslugen, liegt.

Der Klappentext in Verbidung mit dem Cover lässt leider etwas ganz anderes von dem Buch erwarten. Wer eine seichte Liebesgeschichte sucht, sollte nicht zu diesem Buch greifen. Hätte ich gewusst, dass es sich eher um ein Familienroman handelt, hätte ich eine andere Leseerwartung gehabt und mich besser auf das Buch einlassen können. So hatte ich Entspannungslektüre erwartet, bei der ich mich zurücklehnen wollte, und war etwas überrumpelt von dem Tiefgang und den Konflikten.

Mein Leseeindruck:

»Wir zwei in diesem Augenblick« ist ein vielschichtigerer Roman, als der Klappentext vermuten lässt. Es ist kein seichter Liebesroman, sondern ein Buch, das Familientraumata thematisiert und zeigt, was es bedeutet, Geheimnisse über lange Zeit mit sich herumzutragen. Mich hat das Buch noch lange beschäftigt.

Am Anfang des Buches tappte ich noch im Dunkeln, wie alles miteinander zusammenhängt, doch je weiter die Handlung fortschritt, desto durchschaubarer wurden für mich die Zusammenhänge des Konflikts. Spannend blieb aber, wie die Figuren mit dem Konflikt umgehen würden, ob und wie sie ihn lösen würden.

Bis zum Ende waren mir nicht alle Figuren sympathisch und ich konnte mich leider auch nicht in jede der Figuren einfühlen. Das könnte allerdings auch von der Autorin so gewollt sein. Ich finde, dass es Isabell May gelang, zutiefst menschliche Figuren zu schaffen, die alle sowohl ihre hellen als auch ihre dunklen Seiten hatten. Doch mit den dunklen Seiten konnte ich nicht gleichgut umgehen. Manche Figuren verurteilte ich für ihre dunkle Seite, trotz ihrer hellen.
Mir gefiel dennoch sehr gut, dass es in der Geschichte keine klassischen Helden und Antihelden gab. 

Mein Eindruck vom Schreibstil:

Zunächst war ich etwas überrascht, dass das Buch so viele Perspektiven hat. Durch den Klappentext hatte ich nur zwei Perspektiven erwartet. Es gibt aber weitaus mehr Perspektiven und eine zweite Zeitebene.
Natürlich kreeierten die unterschieldichen Perspektiven und Zeitebenen Spannung und luden ein, über die Zusammenhänge zu spekulieren. Ich war gespannt, zu erfahren, was es mit den anderen Figuren auf sich hatte und wie sie das Schicksal von Anna und Max kreuzen oder es vielleicht sogar beeinflussen würden.

Etwas verwirrend fand ich auch, dass manchmal die Ich-Perspektive und sonst überwiegend der Personale Erzähler verwendet wurde, dies aber nicht an eine bestimmte Figur gebunden war. Bis zum Ende fragte ich mich, was genau die Autorin damit bewirken wollte. Ich hätte mir eher gewünscht, dass vielleicht die Perspektiven von Anna und Max in der Ich-Perspektiven geschrieben waren und die Perspektiven der zweiten Zeitebene in der Er/Sie-Perspektive, sodass man die zwei Zeitebenen auch vom Erzählstil besser voneinander unterscheiden könnte. Auch hätte ich mir für die einzelen Erzählperspektiven stärkere Unterschiede gewünscht, sodass man schon beim Lesen merkt, wer genau erzählt. Manchmal kam ich beim Lesen etwas durcheinander und musste zurückblättern, um zu sehen, aus welcher Sicht gerade erzählt wurde.

Mein Abschlussfazit:

»Wir zwei in diesem Augenblick« ist vielschichtiger, als der Klappentext vermuten lässt. Es ist ein Buch, das Familientraumata thematisiert und die Macht von Geheimnissen offenbart.



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