Rezension zu »Für jede Liebe ein Problem«
Wie ich auf das Buch aufmerksam wurde:
Wann immer ich nach Rezensionsexemplaren stöbere, halte ich Ausschau nach queeren Büchern. »Für jede Liebe ein Problem« habe ich beim Büchershoppen im Dussmann gesehen und dann beim HarperCollins Bloggerportal angefragt.
Handlungsüberblick:
Die frisch geschiedene Dahlia hat es in die TV-Kochshow »Chef's Special« geschafft. Natürlich will sie unbedingt gewinnen, allerdings stolpert sie direkt am ersten Drehtag vor der Kamera. Außerdem trifft sie auf London, die erste nonbinäre Person der Show und erwischt sich dabei, them den Sieg ebenso sehr zu gönnen. Ob sich die Beiden zwischen Londons öffentlichen Coming Out, der Intoleranz einiger Mitstreiter:innen und dem fernsehshowtypischen Konkurrenzkampf näher kommen können?
Mein Bucheindruck:
Die Zeichnungen der Figuren auf dem Buchcover entsprechen den Beschreibungen im Buch und halfen dabei, mir Dahlia und London besser vorstellen zu können. Allerdings hätte der Verlag, meiner Meinung nach, den Kochaspekt ebenfalls nach außen kehren müssen, da er doch sehr viel Platz in dem Roman einnimmt.
Mein Leseeindruck:
Ich war super gespannt auf »Für jede Liebe ein Problem«, weil ich zuvor noch nie ein Buch mit einer nonbinären Hauptfigur gelesen habe. Als ich dann die Lektüre begann, haben mir allerdings die genutzten Neopronomen (dey/demm) die Lektüre erschwert. Ich war verwundert, warum nicht einfach they und them genutzt wurden, die sich für mich schon hinreichend etabliert anfühlen. Ich folge auf Instagram einigen nonbinären Kanälen und hatte durch die
Uni auch schon Kontakt zu nonbinären Personen, aber in beiden Kontexten wurden immer die englische
Pronomen genutzt, daher musste ich erst einmal zu dey/demm recherchieren, und fand heraus, dass es sich um Neopronomen handelt. Diesen Begriff hatte ich zuvor noch nie gehört. Beim Lesen stolperte ich immer wieder über die beiden Wörter, es wurde aber mit der Zeit besser. Im letzten Drittel bemerkte ich sie schon gar nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Irritation, die sich dann legt, auch genauso von der Autorin gewollt ist, weil sie zeigt, wie die zunächst unbekannte Neuerung in den Sprachgebrauch übergeht. Auch das Nachdenklich machen und Recherchieren über Pronomen ist sicher im Sinne der Autorin. In dieser Hinsicht erhält das Buchzusätzliche Tiefe.
Ich finde es super wichtig, dass nonbinäre Geschlechtsidentitäten in der Literatur repräsentiert werden. Trotzdem hat mir das Buch weniger gut gefallen, als ich erwartet habe. Dies lag zum einen am Erzählstil, aber auch an der Essensthematik und der Figurengestaltung.
Auch wenn der Klappentext es schon verriet, ging es mir als Nicht-gerne-Köchin etwas zu viel um Essen. Hin und wieder wurden Kochvorgänge und Essen so ausführlich und voller Begeisterung beschrieben, dass es für mich an Foodporn grenzte. Noch dazu trugen diese Beschreibungen in den seltensten Fällen zu einem Fortgang der Handlung bei, wodurch bei mir die Lust entstand, diese Stellen einfach zu überlesen. Statt dieser Beschreibungen hätte ich mir mehr Raum für die Konflikte innerhalb der beiden Familien gewünscht.
Bezüglich der Figurengestaltung hat mir gefallen, dass beide Figuren im Laufe der Kochshow eine große Entwicklung durchmachen und lang mit sich herumgetragene Konflikte lösten. Allerdings blieb mir Dahlia bis zum Ende unsympathisch, während ich London schon nach wenigen Seiten ins Herz schloss. Außerdem haben mich die wenigen Sexszenen leider eher gelangweilt. Dort hätte ich mir mehr Leidenschaft gewünscht.
Mein Eindruck vom Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, aber auch nicht so markant, dass er mir im Gedächtnis geblieben ist. Die Erzählinstanz berichtet abwechselnd über Dahlia und London. Der Wechsel geschieht nicht
kapitelweise, sondern wechselt in den Kapiteln. Gerade bei dem Thema Nonbinärität hätten mir zwei Erzählstimmen aus der Ich-Perspektive, die sich voneinander unterscheiden, besser gefallen. Ich denke, dass durch Ich-Perspektiven die Figuren greifbarer geworden wären und man sich besser hätte in sie hineinversetzen können.
Mein Abschlussfazit:
Das Buch wird Kochliebhaber:innen sicher besser gefallen als mir, dem absoluten Kochmuffel. 🙈😃
0 Kommentare
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://grossstadtheldin-liest.blogspot.de/p/haftung-fur-inhalte-als-diensteanbieter.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.