Rezension zu »The Darlington - Henry und Kate«
Handlungsüberblick:
»The Darlington - Henry und Kate« erzählt die Liebesgeschichte von einer Obdachlosen und einem Luxus-Hotelier in London, der versucht, das Image seines Hotels, das durch einen Skandal in Verruf geraten ist, zu retten. Sie lernen sich kennen, als Kate Henry bestielt und trotzdem lädt er sie in sein Hotel ein, damit sie eine Gewitternacht nicht draußen verbringen muss. Schon bald entwickeln die beiden ungeahnte Gefühle. Werden diese über ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten hinausreichen?
Mein Bucheindruck:
Da ich bei der Lesejury-Leserunde teilgenommen habe, habe ich das Manuskript und nicht das fertige Buch gelesen. Trotzdem gefielen mir das Cover, das sehr gut zu dem Setting des Buches passt, und vor allem das Innen-Design mit den Textschnipseln am Anfang der Kapitel und die zwischendrin eingefügten Zeitungs- und Blogartikel mit weißen Buchstaben auf schwarzen Seiten. Durch sie wirkt die Geschichte sehr greifbar! ✏
Mein Eindruck vom Schreibstil:
Der Schreibstil von Laura
Kneidl ist wie auch in ihren bisherigen Büchern sehr flüssig. Die
Handlung wird abwechselnd aus Kates und Henrys Sicht erzählt, wodurch Spannung kreiert und Einfühlen in beide Figuren ermöglicht wird.
Mein Leseeindruck:
Mein Leseeindruck änderte sich während des Lesens leider radikal. Vom Anfang bis zu zwei Dritteln des Buches war ich begeistert. Schon nach wenigen Seiten war ich komplett abgetaucht. Laura Kneidl versteht es, ihre Leser:innen in ihre Erzählwelt zu ziehen. Ich liebte das Setting, die Pretty Woman Vibes, die Dynamik zwischen Kate und Henry und fand den
Kontrast ihrer beiden Welten so spannend! Die taffe Kate, die sich trotz ihres Lebens auf der Straße und ihrer Vergangenheit ihr Gewissen bewahrt hat, und den trotz seines gesellschaftlichen Ansehens sehr bodenständigen, empathischen und herzensguten Henry konnte ich nur ins Herz schließen.
Doch im weiteren Verlauf des Buches schwand meine anfängliche Begeisterung sowohl für das Setting als auch das Paar. In meinen Augen hätte man sehr viel mehr aus dem Setting machen können. Im »The Darlington« hätte ich ungewöhnlichere Orte erwartet. Durch den Luxus des Hotels und seine Bereitschaft, auf Kund:innen-Wünsche einzugehen, dachte ich, dass es dort vielleicht geheimere Räume geben würde. Vielleicht eine zu irgendetwas anderem umfunktionierte Besenkammer oder eine Saunalandschaft mit Whirlpool.
[ACHTUNG: SPOILER!]
Die Beziehung zwischen Henry und Kate fand ich anfangs total gesund und
wunderschön unkompliziert. Ich erinnere mich, wie ich jedes Mal hätte ausrasten können, wenn die
Öffentlichkeit oder Henrys Familie versuchte, es ihnen schwer zu machen, aber niemals wegen ihnen. Für mich war es total
heilsam, mal von einer Beziehung zu lesen, in der das Drama nur von außen und
nicht von innen kommt. Doch leider ändert sich das im letzten Drittel des Buches und ich war nur noch schockiert darüber, wie oberflächlich
und naiv das Thema Sucht behandelt wurde und was für ein Bild jungen
Frauen darin von Sucht vermittelt wird. Eine Suchttherapie, die man für
jemand anderen macht und nicht für sich selbst, kann nicht wirksam sein.
Diese Erfahrung musste ich leider mit meinem Exfreund machen. Am Ende
unser Beziehung wurde er rückfällig und schrie mir ins Gesicht, dass er
die Therapie eh nie wollte und sie nur für mich gemacht hätte und er nun
endlich wieder konsumieren könne und er schon viel eher mit mir Schluss
machen hätte sollen. Die Vorstellung, dass jungen Frauen durch das Buch
vermittelt werden könnte, dass sich ein Mann für sie ändern könnte und
sie auf die größten drogenabhängigen Arschlöcher hereinfallen, finde ich
ganz schrecklich. Abgesehen davon, dass das Buch mögliche Rückfälle,
Schwierigkeiten im Alltag und die Angst der Partner:in vor Rückfällen,
die einfach sehr belastend ist, unter den Teppich kehrt, finde ich
schlimm. Sucht ist ein Thema, das einen auch nach einem Entzug ein Leben
lang begleitet und nicht irgendwann einfach verschwindet. Natürlich ist die im Buch vorkommende Droge vergleichsweise harmlos, aber für mich wäre es ein
absolutes No-Go und ich hätte erwartet, dass es das für Kate durch ihre Erfahrungen auch bleibt, vor allem, nachdem Henry offen
gesagt hat, dass er die Therapie für sie macht. In mir schrillten bei
dem Satz alle Alarmglocken und ich muss sagen, dass ich mich von dem Buch getriggert fühlte. Das hätte ich nie erwartet, weil ich Laura Kneidl bei ähnlich schweren Themen als eine sehr einfühlsame Autorin kennengelernt habe.
In diesem Zusammenhang bin ich einfach nur enttäuscht von dem Buch, obwohl ich die beiden ersten Leseabschnitte und die Beziehung von Henry und Kate zunächst sehr mochte. So harmonisch hätte es in meinen Augen weitergehen sollen. Ich habe mir so sehr ein anderes Ende gewünscht. 😢
Trotz allem besitzt »The Darlington - Henry und Kate« einen heftigen Cliffhanger, bei dem man gar nicht anders kann, als Band zwei zu lesen!
Mein Abschlussfazit:
»The Darlington - Henry und Kate« ist leider das erste Buch von Laura Kneidl, das ich nicht vorbehaltlos weiterempfehlen kann, da es in meinen Augen eine problematische Sicht auf Such vermittelt. 🥲
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